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Geschwisterstreit

Ständig streiten sich unsere Kinder! / Der Zank nimmt kaum ein Ende! / Muss das so sein? Was können wir Eltern da tun?

Geschwisterstreit - Drei Grundregeln!

Geschwisterstreit ohne Ende!

Konsequenzen gemeinsam "ausbaden"!

Kein Kind bevorzugen!

Wenn Geschwister streiten - Drei Grundregeln für Vater und Mutter!

Streit zwischen Kindern und besonders unter Geschwistern ist ganz normal und gesund. Die Kinder lernen dadurch, Ihre Interessen zu vertreten und die Interessen anderer zu achten.

Die erste Grundregel bei ständig streitenden Geschwistern lautet also:

Lassen Sie die Kinder ihren Streit austragen! Die offene Auseinandersetzung, in der ein Kind sich lautstark für seine Belange einsetzt, ist allemal besser, als dass es sich ständig frustriert zurückzieht, schmollt, verbittert und aufsässig wird oder Symptome zeigt wie Nägelbeißen oder gar Bettnässen:

"Ja, klärt das miteinander. Es ist gut, wenn jemand seinen Ärger laut sagt!"

Die zweite Grundregel bei zänkischen Geschwistern:

Greifen Sie nicht schlichtend ein. Laufen Sie nicht bei jedem Geschrei zu Ihren Kindern. So vermeiden Sie den Streit, der nur das Ziel hat, Ihre Aufmerksamkeit zu erzwingen. Halten Sie sich zurück; so bleibt die Verantwortung für die Klärung der Auseinandersetzung bei den Kindern:

"Zieht mich da nicht hinein, klärt eure Angelegenheit allein."

Die dritte Grundregel bei zankenden Geschwistern:

Ergreifen Sie nicht Partei! Auch dann nicht, wenn die Kinder Ihre Stellungnahme verlangen oder Sie aufgrund von zu gefährlichen Handgreiflichkeiten nicht umhinkommen einzugreifen. So vermeiden Sie den Streit, mit dem die Kinder Ihren Trost, Ihre Parteiergreifung, Ihre Stellungnahme erzwingen möchten:

"Nein, ich kann nicht entscheiden, wer angefangen hat. Ich möchte nicht ungerecht sein. Ich weiß nur, dass es so nicht geht! Punkt! / Mich interessiert nicht, wer angefangen hat."

Doch seien Sie aufmerksam!

Wenn die Kinder ungeübt im Streiten sind und wenn die Gefahr groß ist, dass es zu Verletzungen kommen kann, so beobachten Sie das Miteinander in „sicherem“ Abstand mit offenen Augen und Ohren. Wenn der Streit derart eskaliert, dass es zu gegenseitigen körperlich bedrohlichen Angriffen kommt, so reagieren Sie sofort, energisch und sachlich:

"So nicht! Es darf niemand verletzt werden! Später, wenn wir uns alle beruhigt haben, werden wir klären, wie man sich streiten kann, ohne sich zu verletzen. / Nein, ich sage jetzt nichts dazu!"

Bei den kleineren Kindern, die noch völlig ungeübt im gemeinsamen Spiel sind, sitzen Sie noch dabei, um Hilfestellung zu geben. Brechen Sie dieses Spiel nicht ab, wenn eines der Kinder mal aggressiv reagiert, also haut, beißt, kratzt, an den Haaren zieht. Doch machen Sie deutlich, dass es so nicht geht. Ihre verneinende Reaktion soll sich aber nur auf die kritisierte Handlung beziehen.

Werden Sie also nicht persönlich und verallgemeinern Sie nicht mit Bemerkungen wie "Du bist aber ein böses Kind!", "Musst du denn immer schlagen?", "Ich habe dir doch schon hundertmal gesagt, dass du nicht kratzen sollst!". Halten Sie jetzt keine Vorträge über Friedlichkeit, Gerechtigkeit und Konfliktbewältigung. Eine sofortige, deutliche, kurze Reaktion – noch bevor ein anderes Kind sich handgreiflich wehrt – ist angebracht. Nehmen Sie fest die Hand des Kindes bzw. setzen Sie es zurück (wenn es sich auf den Gegner gestürzt hat):

"So nicht! / Kratzen ist nicht erlaubt!"

Wenn der Streit der Kinder kein Ende findet!

Regen Sie die Einigungen an:

"Ich hab einen Vorschlag: Einer von Euch lädt die Steine auf den Laster; der andere fährt zur Baustelle. / Wechselt euch doch ab! - Seid ihr damit einverstanden, dass diesmal Dennis beginnt? - Dann kommt Klaus danach dran!"

Zwingen Sie keine Einigung auf, denn diese wird dann nur unter Ihrem Druck und Ihrer Aufsicht funktionieren; der Streit wird bei nächster Gelegenheit umso heftiger ausbrechen:

"Einigt euch! Sonst muss ich entscheiden; und da ich euch beide gleich gern mag und niemanden bevorzugen möchte, muss ich euch das dann wohl wegnehmen."

Wenn zwischen Geschwistern nur noch gestritten wird!

Wenn Kinder ständig streiten und keine andere Umgangsform herrscht, wenn es einen Dauerverlierer gibt und einen Dauertyrannen oder wenn ein Kind konsequent in eine Rolle gedrängt wird, mit der es sich nicht identifizieren kann, so müssen Sie ein grundsätzliches Gespräch mit Ihren Kindern führen.

Nutzen Sie dazu angenehme, ruhige Situationen, in denen es leichter fällt, sich gegenseitig zuzuhören. Dies kann sein beim gemeinsamen Essen, Kinobesuch, Familienausflug. Schaffen Sie doch solche Situationen, wenn sie sich nicht ergeben:

"Ich muss mal mit euch darüber reden, wie wir in der Familie miteinander umgehen!"

Reden Sie in einer ruhigen Minute mit dem älteren, stärkeren Kind. Nehmen Sie es mit in die Verantwortung. Bitten Sie es, Ihre Bemühungen um friedliche Lösungen zu unterstützen, und überlegen Sie gemeinsam, auf welche Weise dies geschehen kann:

"Was meinst du, wie kriegen wir das hin, dass nicht immer nur Streit zwischen euch ist? Wir zwei üben das mal miteinander – ich spiele mal den Benjamin und nehme dir das Buch weg – und du, was machst du jetzt?"

Achten Sie darauf, nicht eines der Kinder grundsätzlich zu bevorzugen. Vergleichen Sie nicht: "Wenn du mal so vernünftig wie Dennis wärst!"

Streit auf Reisen & Streit aus Langeweile

Das kennen Sie: Wenn Geschwister sich langweilen ist die Gefahr, dass Streit ausbricht besonders hoch. Insbesondere auf langen Reisen kann den Kindern die Zeit quälend lang werden. Da wird dann schnell genörgelt oder gestritten. Das ist zu schade, denn man hat sich doch so auf den gemeinsamen Urlaub gefreut.

Sehen Sie die Reise nicht als qualvollen Weg zum Urlaub, sondern als ersten Teil des Urlaubs. Wie Sie geplant haben, was sie im Urlaub unternehmen - so planen Sie vorher auch, was Sie auf der Anreise unternehmen. Auch im Auto, im Zug oder im Flugzeug kann man spielerisch die Umgebung erkunden. Spielen Sie mit den Kindern schon auf der Fahrt oder motivieren Sie Ihre Kleinen gemeinsam zu spielen.

Doch auch das kennen Sie: Ihre Aufforderung "Lasst uns was spielen!", wird oft mit einem unmutigem "Öh, keine Lust!" beantwortet. Aber Kinder haben immer Lust zu spielen, man muss es nur richtig anfangen. Fangen Sie doch einfach an - z. B. so:

"Ich sehe was, was du nicht siehst!"

Manche Spiele kann man locker aus dem Ärmel schütteln. Doch sicherer ist es, wenn man sich vorbereitet: Durchdenken Sie die Spiele, die Sie aus Ihrer Kindheit kennen; prüfen Sie die Spiele, die Ihre Kinder gern spielen; überlegen Sie vorher, wie Sie Ihre Kinder motivieren und suchen Sie Spiele vor Reisebeginn gemeinsam aus.

Es gibt gute Spielebücher und Spielesammlungen zu kaufen, wie das Ravensburger tiptoi - Spiel Ratespaß auf Reisen.

Doch in Zeiten des Internet findet man natürlich auch kostenlose Angebote. Wir haben im Netz ein Buch entdeckt, das Sie als kostenlos als E-Book lesen und herunterladen können. "Reisen mit Kindern - 16 Spiele für unterwegs". Diese Spielesammlung enthält zum Teil altbekannte Spielehits wie "Stein, Schere, Papier" / "Ich sehe was, was du nicht siehst" / "Ich packe meinen Koffer". Doch auch weniger bekannte Reisespiele wie "Finde den Fehler in meiner Geschichte" oder "Sei die Band" enthält dieser kostenlose Spieleratgeber.

Eltern sollten immer einige einfache Spiele in petto haben, um diese auf Reisen und in anderen Langweile-Situationen schnell bereit zu haben.

Konsequenzen müssen die Geschwister gemeinsam ausbaden!

Wenn Konsequenzen zu ziehen sind (Zerbrochenes aufräumen / Spiel beenden), so lassen Sie die Kinder das gemeinsam ausbaden - auch wenn Sie meinen, dass ein Kind eindeutig die Schuld hat:

"Ihr seid beide beteiligt, also badet es beide aus! Nein, das ist nicht ungerecht!"

Konsequenzen gemeinsam tragen – das bedeutet z. B. beim Streit um die Fernsehbedienung: Sie schalten das Gerät ab. Nein, hier wird zunächst nicht diskutiert. Wenn die Gemüter sich beruhigt haben, legen Sie Wert darauf, dass ein gerechter Fernsehplan erstellt wird:

"Ich mache dieses ständige Theater nicht mehr mit! Ihr müsst euch frühzeitig absprechen und einigen. Die beste Möglichkeit dazu ist wohl, dass ihr einen Plan macht, bei dem jeder zu seinem Recht kommt."

Bevorzugen Sie keines der Kinder - seien Sie unbedingt gerecht

Eifersucht ist ein weiterer gewichtiger Grund für Geschwisterstreit. Lassen Sie keinen Zweifel darüber aufkommen, dass Ihre Liebe allen Kindern gleich gilt. Sie darf nicht von deren Fähigkeiten abhängen.

Geben Sie jedem Kind die körperliche Nähe und zerstören Sie das Gefühl, um seiner selbst gemocht zu werden, nicht mit Worten: "Weil du das so gut kannst, hab ich dich aber gern!"; "Du bist der Beste in der Klasse, komm, lass dich drücken!", "Schau mal, wie gut dein Bruder das kann!" In dieser Weise fördern Sie nur Eifersucht und gleichzeitig die Angst, Liebe wieder zu verlieren, wenn man mal nicht so gut mithalten kann. Vergleichen Sie nicht, loben Sie die Sache und nicht das Kind:

"Das Bild ist schön! / Das ist dir gut gelungen. / Der Erfolg freut mich!"

Achten Sie darauf, gerecht zu sein. Das bedeutet nicht, dass für alle Geschwister alles gleich ist. Kinder sind eben nicht gleich. Aber die Unterschiede müssen verstanden werden. Jedes Kind möchte ernst genommen, verstanden und gerecht behandelt werden. Denn es ist richtig, was Charles Dickens sagte: "Nichts wird in der kleinen Welt der Kinder genauer beobachtet als Ungerechtigkeit." Dabei vergleicht es sich mit Geschwistern. Erklären Sie also, warum Sie aufgrund des Alters, verschiedener Vorlieben und Talente die Kinder unterschiedlich behandeln:

"Nein, es bekommt nicht jeder das Gleiche; aber ich versuche jedem das zu geben, was er braucht."

Suchen Sie nicht regelmäßig Unterstützung bei einem der Kinder. Spielen Sie Ihre Kinder nicht gegenseitig aus. Fördern Sie hingegen die Solidarität und gegenseitige Unterstützung unter den Geschwistern – auch wenn sie mal gemeinsam gegen die Eltern angehen:

"Ihr seid ja ein starkes Team! / Es freut mich, dass ihr so zusammenhaltet!"

Geschwister sind sich nie genug - Das Kind braucht Freunde außerhalb der Familie!

Wichtig ist noch, dass die Geschwister sich nicht nur miteinander begnügen müssen; jedes Kind sollte auch außerhalb der Familie noch eigene Freunde haben. Schaffen Sie dafür die Möglichkeiten.

© Dieser Artikel erschien erstmals im Buch "Kleiner Schatz, ich sag dir was", Frank Maibaum, J. F. Steinkopf Verlag, Kiel 2003. Alle Rechte beim Autor.

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