Elternfluesterer ™ Est. 2006
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Alles macht es langsam und lahm! Es ist unselbständig und will, dass man ihm immer hilft. Wie bringen wir unser Kind in Schwung?
↓Das müssen Sie zunächst wissen!
↓Warum nicht drängen?
↓Aufzeigen: Zeit ist begrenzt!
↓"Ritual": Trödeln und Schimpfen!
↓Durch Getrödel "Zuwendung" erzwingen?
Ein Kind trödelt, wenn
ihm alles zu schnell geht
Eltern zu ungeduldig sind
Eltern zu schnell eingreifen
es verwöhnt wird
es damit erzwingen kann, dass man ihm hilft
es sich auf diese Weise „rächen“ kann
es dadurch Zeit für seine Belange erwirken kann
es nur so sein Spiel „verteidigen“ kann
es die nächsten „Schritte“ einer Handlungsabfolge nicht beherrscht
es damit ein unangenehmes Ereignis verzögern oder gar verhindern kann.
Wenn Sie immer wieder ungeduldig eingreifen und dem Kind eine Aufgabe aus der Hand nehmen, weil es Ihnen „nicht schnell genug geht“, lernt Ihr Kind: Man nimmt mir eine Aufgabe ab, wenn ich nur genug trödele.
Mit solchem Eingreifen verhindern Sie, dass das Kind Ausdauer entwickelt. Zudem kann das Kind die Handgriffe nicht erlernen, wenn Sie ihm diese aus der Hand nehmen. Es wird also beim nächsten Mal aus Unsicherheit wieder an dieser Stelle stocken – selbst dann, wenn es gar nicht trödeln möchte. Ungeduld ist also kein Mittel gegen das Trödeln.
Beobachten Sie genau: Bei welchen Handlungen und zu welchen Zeiten trödelt Ihr Kind? Sind es immer die gleichen Handlungen? - Beherrscht es sie vielleicht nicht? Ist es also überfordert? Was geht dem Trödeln voraus? - Ist es vielleicht übermüdet? Was folgt dem Trödeln? - Will es vielleicht ein folgendes Ereignis hinauszögern?
Oftmals handelt es sich bei dem kritisierten Verhalten eines Kindes nicht um Trödeln, sondern es hält sich an einer Stelle lange auf, weil es nicht weiß, wie es die Handlung fortsetzen soll. Es möchte z. B. die Schuhe selbst zubinden und gesteht sich und Ihnen nicht ein, dass es nur noch die ersten Handgriffe kann. Da sitzt es und fummelt an den Bändern, während Sie ungeduldig rufen: „Nun mach schon!“ Zeigen Sie Verständnis, statt zu schimpfen oder die Handlung ganz selbst zu übernehmen. Führen Sie die Hand des Kindes so weit wie nötig und erklären die Handgriffe:
"Ja, das ist schwierig; fasse dieses Band hier an und dieses so. Jetzt legst du es hier herum ... Sehr gut machst du das!"
Bei einer komplexen Handlungsabfolge, die aus vielen kleinen Einzelschritten besteht, verliert ein Kind leicht das Ziel aus den Augen. Fordern Sie vom Kind immer nur einen Schritt nach dem anderen - bis es die gesamte Abfolge sicher beherrscht. Setzen Sie kleine Ziele, von denen Sie sicher sein können, dass es diese erreichen kann. Motivieren Sie dann jeweils durch Ihr Lob zum Fortfahren der Handlung:
"Das klappt ja wunderbar; und wie geht es jetzt weiter?"
Vielfach wird beim Anziehen getrödelt; denn dies ist eine sehr komplexe und für ein Kind zunächst kaum zu überschauende Handlungskette. Zudem beherrscht es einige "Glieder" dieser Handlungsabfolge, andere dagegen nicht. Zerlegen Sie diese "Kette".
Lassen Sie es zunächst aus wenigen Kleidungsstücken die aussuchen, die es an diesem Tag anziehen möchte. Legen Sie dann die Kleidung in der richtigen Reihenfolge zurecht. Lassen Sie es Teil für Teil anziehen. Loben Sie nach jedem erfolgreichen Abschnitt. Abschnitte, die es allein beherrscht, lassen Sie es auch allein ausführen; bei den anderen gehen Sie geduldig zur Hand:
"Das kannst du jetzt allein!"" / "Komm, dabei helfe ich dir!"
Ein Kind braucht auch Zeit, sich im Spiel zu verlieren; und es muss in der Regel die Möglichkeit haben, ein begonnenes Spiel zu Ende zu führen. Sagen Sie das vorher, wenn Sie es in fünfzehn Minuten zum Essen rufen wollen.
Geben Sie dem Kind immer einen Überblick über zeitliche Abläufe und noch vorhandene Zeit. Teilen Sie mit ihm gemeinsam die Zeit ein. Ansonsten wird es natürlich seine Zeiteinteilung durchsetzen wollen; dies kann es am besten durch Trödeln:
"Es ist jetzt noch eine viertel Stunde Zeit bis zum Essen. / In zehn Minuten gehen wir los; es lohnt sich nicht mehr, das Spielzeug herauszuholen; möchtest du lieber das Bilderbuch ansehen oder etwas ausmahlen – dafür reicht die Zeit wohl."
Sie sind die Uhr des Kindes! Ein Tagesplan, den Sie morgens schon dem Kind erklären, bewährt sich. Geben Sie ihm dann im Laufe des Tages immer wieder einen Überblick, wann was geschieht und wie viel Zeit für die einzelnen Ereignisse und Aufgaben zur Verfügung steht.
Nur so kann es sein Handeln zeitlich einordnen. Wenn es das Gefühl hat, dass es ohne eigenen Überblick durch den Tag „geschubst“ wird, so wird es nur passiv dahintrödeln und Ihnen die Initiative überlassen:
"Es ist jetzt vier Uhr; du kannst dir jetzt ganz viel Zeit nehmen; spiel in aller Ruhe; erst um sechs brauche ich dich wieder. / Es ist in zehn Minuten sieben Uhr; gleich kannst du deinen Film sehen; dann hilfst du mir, den Tisch zu decken."
Wenn Ihr Kind den Tagesablauf kennt, soll es auch lernen, sich seine Zeit einzuteilen. Braucht es für eine Handlung länger als geplant, so muss etwas anderes, was es eigentlich gern tun würde, wegfallen. Machen Sie aber deutlich, dass dies nicht eine Strafe für sein Trödeln ist; denn Ihnen tut es auch Leid, dass es nun auf etwas verzichten muss. Der Grund ist, dass die Zeit nicht mehr ausreicht und neu geplant werden muss. So lernt das Kind die Zeit als natürliche Grenze kennen und einzuschätzen:
"Wir haben uns verschätzt. Das hat viel länger gedauert. Wir müssen den Rest des Tages neu planen, denn jetzt schaffen wir nicht mehr alles, was wir gerne tun wollten."
Das Trödeln des Kindes und das Schimpfen des Erwachsenen ergänzen sich oftmals zum "eingespielten Ritual". Dann versteht der Erwachsene das Mahnen, Schimpfen, Drohen, Fordern als Ansporn, während es für das Kind einfach dazu gehört. Es leidet darunter nicht und lernt auch nicht dadurch.
Durchbrechen Sie dieses Ritual, lassen Sie sich nicht durch Trödeln zur Aufmerksamkeit zwingen. Schenken Sie Ihre Aufmerksamkeit aber unbedingt in positiven Situationen. Freuen Sie sich mit Ihrem Kind, seien Sie ausgelassen mit ihm, bewundern Sie seine Basteleien, loben Sie seine Fortschritte. Planen Sie Zeit ein, die Sie mit dem Kind verbringen. Besprechen Sie am Ende eines jeden Tages mit dem Kind, wie befriedigend oder unbefriedigend der Tag diesbezüglich war:
"Ich hatte mir vorgenommen, heute etwas Zeit für dich zu haben. Du hast gemerkt, es ist alles anders gekommen. Wollen wir für morgen etwas Zeit einplanen, in der ich mit dir spiele?"
Wird sich um das Kind ansonsten wenig gekümmert, so versteht es die Ermahnungen sogar als positive Zuwendung: Endlich kümmert sich jemand um mich.
Geben Sie ihm Zuwendung - aber in anderen Situationen!
Vermisst es Ihre Aufmerksamkeit, weil Sie sich z.B. ganz den kleinen Geschwistern, der Hausarbeit oder einer anderen Tätigkeit widmen müssen, so kann es Sie mit seinem Trödeln gut an sich binden.
© Dieser Artikel erschien erstmals im Buch "Kleiner Schatz, ich sag dir was", Frank Maibaum, J. F. Steinkopf Verlag, Kiel 2003. Alle Rechte beim Autor.